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Bundesweiter Widerstand an Gymnasien gegen die Kürzung von Schulfächern: Ärger bei Ministerin Gehrer, Freude für die meisten Schüler sie hatten ein paar Stunden frei MIT PROTEST WIRD NICHT GESPART

von Karin Leitner

Der Bundespräsident ist der Einzige, der freundlich schaut. Sein Lächeln auf dem Bild im Konferenzzimmer ist ein Kontrast zu den düsteren Mienen der 40 Lehrer, die sich Mittwoch Früh zusammengefunden haben. Die Vorsitzende des Dienststellenausschusses im Gymnasium in der Wiener Wasagasse, Ingeborg List, erläutert den Kollegen die Stundenkürzungs-Pläne von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. „Das ist über Nacht gekommen“, empört sie sich, „und wird als Entlastung der Schüler verkauft. Das ist unfair. Gehrer hätte von vornherein sagen sollen: Wir müssen einsparen.“ Die Pädagogen nicken beifällig.

RÜCKSCHRITT Je mehr sie hören, desto unruhiger wird es im Saal. Der Einwand von Direktor Michael Sörös, der Entwurf sei in Begutachtung („Noch ist nichts fix“), beruhigt nicht. Setzt er doch nach: „Klar, die Qualität des Unterrichts wird sich verändern. Deshalb lehnen wir das ab.“ Warum, skizziert eine Lehrerin: „Wir haben gerade die Fächerverteilung fürs nächste Jahr fertig gestellt, jetzt müssen wir wieder von vorne anfangen.“ Man werde weniger auf jeden Schüler eingehen können: „Ein Rückschritt zum Faktenlernen.“ Eine andere ergänzt: „Wenn man so viele Fächer auf eine Stunde pro Woche reduziert, sind wir dort, wo die berufsbildenden Schulen bei der Allgemeinbildung sind.“ Genau!, ruft ein Geograf; die anderen trommeln auf die Tischflächen. Sie sind rasch einig, das „Kürzungsprogramm“ nicht kampflos hinzunehmen. List ist die Gewerkschaft zu lasch: „Man hat das Gefühl, sie hat sich damit abgefunden.“ Der Gewerkschafter Florian Jana verteidigt seinen Stand: Man sei sogar zu einem mehrtägigen Streik bereit. Zwischenruf: „Was bringt das?“ An der Schule gebe es radikale, aber wirksamere Ideen als einen Streik, berichtet Lists Kollegin: „Man könnte die Matura aussetzen oder in der 1. Klasse nur 20 Schüler aufnehmen.“ Das bringe mehr, als den Unterricht einen Tag ausfallen zu lassen. Auch Hochschullehrer hätten Prüfungen verweigert.

DRUCKMITTEL „Das geht doch nur gegen die Schüler“, wendet eine Pädagogin ein. „Natürlich, das ist ja unser Druckmittel“, widerspricht ihr Sitznachbar. Schülervertreter Clemens Willvonseder klinkt sich ein: „Wenn Stahlarbeiter streiken, ist das auch ein Problem für das Unternehmen. Bei uns wird das Ministerium aber nicht gestört.“ Die Eltern müssten solidarisch sein, heißt es. „Das sind wir“, beruhigt Elternvertreterin Ingrid Weber. „Vielleicht streiken wir mit.“ Schließlich sei die Stundenkürzung ein „Bumerang“ für Väter und Mütter: „Wir werden noch mehr für die Nachhilfe unserer Kinder zahlen müssen.“ Lehrer, Eltern und Schüler kommen überein, eine Resolution ans Ministerium zu verfassen, in der sie sich gegen „den Angriff auf die AHS wehren“. Die Schule sei „bereit, sinnvolle flächendeckende Maßnahmen mitzutragen“, lautet der Formulierungsvorschlag. Applaus.




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